„Das, was wir dort erlebt haben, wird uns unser ganzes Leben bleiben.“

Brunnen graben, Waisenkinder hüten oder Schulen bauen? Was viele Freiwilligenprogramme in Afrika leisten, ist sicher gut gemeint. Aber ist es auch nachhaltig? Wir von nyendo machen die Dinge ein bisschen anders. Viele junge Menschen in Europa möchten sich gerne engagieren und die Welt fairer und gerechter machen. Diese jungen Leute aber als ungelernte Freiwillige nach Afrika zu schicken, um sie dort arbeiten zu lassen, ist inzwischen sehr umstritten. Wir haben eine Alternative entdeckt.

1. Wir greifen das Interesse unserer Jugend, sozial wirksam zu werden, schon früher auf

Nyendo wendet sich schon vor dem Abitur an sozial engagierte Mittel- und Oberstufen-Schüler in Europa. Bereits 13- oder 14-Jährige bekommen bei uns die Möglichkeit, sozialunternehmerisch aktiv zu werden und in einen interkulturellen Dialog zu treten. Inzwischen nehmen klassenübergreifende Schülergruppen aus Chemnitz, Evinghausen, Frankfurt am Main, Ismaning, Prien am Chiemsee, Rosenheim und Ybbs an der Donau an unserem Programm teil. Aber natürlich möchten wir noch viel mehr Menschen für unsere Ideen begeistern. Nyendo ist Suaheli und bedeutet Bewegung, denn wir wollen eine Bewegung sein, die Bewegung in die Gesellschaft bringt.

2. Wir sind als Lernende und Inspirierende, als Freunde und Gesprächspartner gefragt

Die Jugendlichen gründen mit unserer Unterstützung Schülerfirmen und erwirtschaften Geld, mit dem wir unseren Partnerschulen in Kenia unter die Arme greifen. Wir unterstützen bewusst Schulen in Nairobi, die die Bewohner als Sozialunternehmer im Slum aus eigener Kraft gegründet und aufgebaut haben. Das Geld, das die Schüler in Deutschland und Österreich erwirtschaften, versuchen wir mit den Partnern in Kenia gemeinsam so sinnvoll wie möglich zu investieren, um akute Not zu lindern und nachhaltige Strukturen anzulegen. Hier sind wir als Lernende und Inspirierende, als Freunde und Gesprächspartner gefragt.

3. Die SchülerInnen pflegen mit ihrer Gruppe über Jahre eine Beziehung mit den Partnern vor Ort, bevor sie sie besuchen können.

Das Herzstück unseres Projektes ist nach zwei- bis dreijähriger Mitarbeit, also unternehmerischem Engagement und dialogischer Beziehungspflege, der Besuch der Schüler im Slum, den nyendo den Jugendlichen ermöglicht. Nachdem die Jugendlichen zuhause für die Partnerschulen Geld erwirtschaftet haben, dürfen sie sich vor Ort in Kenia anschauen, was aus ihrem Engagement geworden ist. Sie sind in der Zeit bei Gastfamilien im Slum untergebracht und leben während ihres Aufenthaltes genau wie die Menschen dort.

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4. Mit gegenseitigen Besuchen bauen wir langfristige Partnerschaften zwischen den Schulen in Europa und der Community in Kenia auf

Das gibt auf der einen Seite den Slumbewohnern die Möglichkeit, sich für die Unterstützung zu revanchieren. Sie können den Schülern etwas zurückgeben, indem sie die Jugendlichen gastfreundlich in ihre Häuser aufnehmen. Auf der anderen Seite verändert das Erlebnis maßgeblich das Weltbild der Schüler. „Die Umstände in einem Slum müssen gesehen werden, um sie begreifen zu können“, schrieb einer der Schüler nach dem Besuch in Kenia.

Gleichzeitig ist es uns auch wichtig, dass die Partnerschaften, die wir aufbauen, langfristig bestehen bleiben. Das versuchen wir mit gegenseitigen Besuchen zu unterstützen. Nicht nur die Schüler fahren nach Kenia, sondern auch die Schulleiter von dort besuchen regelmäßig die Partnerschulen in Deutschland.

5. Bei nyendo findet ein gegenseitiges Lernen und Inspirieren statt – ein Geben und Nehmen, das ausgeglichen ist.

Die Begegnungen mit den Menschen vor Ort hilft den Jugendlichen, zu verstehen, dass auch die Menschen, die im Slum leben, am Ende Menschen sind. Sie verdienen keine Bevormundung, sondern Respekt und Begegnung auf Augenhöhe. Diese Erkenntnis ist etwas, was den Schülern ihr Leben lang bleibt und was ihre Sicht auf die Welt und ihr Handeln für immer verändert.

„Wir können mit unserem Erlös nicht die Welt verändern, aber wir können den Menschen das Gefühl geben, dass sie wahrgenommen und gewertschätzt werden, eine Art Freundschaft eben“, erklärte eine der Schülerinnen nach ihrer Keniareise.

Text von Johanna Grewer