Unser Teamtag 2019 begann mit einer Vorstellungsrunde im Kreis des inzwischen erfreulicherweise deutlich gewachsenen Teams und einem Erwartungsabgleich. So viele neue und engagierte Menschen in der Runde zu erleben, hat alle Teilnehmer motiviert.

Finanzielle Unterstützung

Die Gewinnung von privaten Unterstützern als family member hingegen läuft leider nur sehr schleppend an. Es hat sich gezeigt, dass es leider schwierig ist, das nötige Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch das Netzwerk als Bildungsprojekt in Deutschland, Österreich und Kenia eine finanzielle Grundlage braucht, dass es nicht nur darum geht, die Slumschulen durch Spenden zu unterstützen. Einige Hoffnungen setzen wir auf das Fundraising: Marcus hat verschiedene Anträge gestellt, jedoch braucht es leider erfahrungsgemäß ein bis anderthalb Jahre Vorlauf, bis die nötigen Kontakte geknüpft sind, so dass wirklich Gelder fließen.

Der Nyendo-Impuls

Dabei birgt, das wurde wieder einmal deutlich, nyendo ein gewaltiges Potenzial: Aktuell sind unsere Partner die Slumschulen in Kenia, aber nyendo ist weder darauf begrenzt noch auf Waldorfschulen oder Deutschland und Österreich beschränkt. Der Impuls ist beliebig skalierbar:

Wir vermitteln Partnerschaften zwischen Schulen in unseren reichen Ländern und in Slums, um Jugendlichen einen Handlungs- und Bezugsrahmen zur Entfaltung ihrer sozialunternehmerischen Initiativkräfte zu bieten!

Unsere interne Struktur

Unsere interne Organisation ist inzwischen auch schon weitgehend passend für eine solche Skalierung aufgestellt: Die Geschäftsleitung, für die noch eine Office-Assistenz gesucht wird, ist Irmgards Zuständigkeit mit Jasmines Unterstützung, aber langfristig will Irmgard sich aus der Geschäftsführung zurückziehen, um sich als Gesellschafterin der UG endlich wirklich ganz der Netzwerkarbeit widmen zu können. Das Institut kümmert sich, geleitet von Brigitte und Alexander, um die Begleitung der Netzwerkschulen und der Schülerfirmen sowie die Organisation der Klausurtagung, für die sich jetzt Anfang 2020 46 Menschen angemeldet haben. Das Team „Finanzen und Fundraising“ besteht jetzt aus Jasmine, Uwe und Marcus und Gisela. Der Bereich Marketing umfasst PR und IT und ist mit Gabi, Ramona, Hélioda, Sonja, Tobias, Uwe für die Kommunikation, die Informationskanäle und die Darstellung nach außen zuständig, mit Newsletter, Monatsspiegel und Website. Für die verschiedenen Kanäle in den Bereichen social media und für die traditionelle Pressearbeit wird aber aktuell jemand gesucht. Dann gibt es natürlich noch die Partner in Afrika, zu denen im Alltag vor allem Jasmine den Kontakt hält, indem sie ihre Projektanträge sammelt und weiterleitet, die Spenden der Schülerfirmen entsprechend zur Verfügung stellt, die Projektabwicklung dokumentiert und den Schülerfirmen dann Rechenschaft über die Verwendung der Gelder leistet. In Kenia hat die nyendo Ltd zudem ein Büro und zwei initiative und kompetente Mitarbeiter, die die Headmaster der Slumschulen dabei unterstützen, die Finanzen ihrer Schulen darzustellen und die Projektabwicklung transparent zu dokumentieren.

Unsere Wurzeln

Außerdem stellte Irmgard an diesem Tag die aktuelle Lage in den großen Zusammenhang der Geschichte des Nyendo-Impulses, was nicht nur für die neuen Teammitglieder erhellend war: Das für viele Menschen Ungewohnte und darum schwer zu Greifende an nyendo ist, dass es primär weder um Entwicklungshilfe oder Entwicklungspartnerschaften noch nur um Schülerfirmen und Unternehmertum geht, sondern eben um Bildung im Bereich Social Entrepreneurship, also darum, Handlungsräume für den gegenwärtig deutlich wahrnehmbaren systemverändernden Impuls unserer Jugend zu eröffnen, der sich auch bei Fridays For Future manifestiert. nyendo will, dass Jugendliche die Fähigkeiten entfalten können, die es für die Lösung der Probleme unserer zunehmend globalisierten Welt braucht!

Das Nyendo-Konzept ist in den drei Jahren entstanden, in denen Irmgard in Ismaning die erste nyendo S-firma aufgebaut hat und wurde im tätigen Miteinander der Jugendlichen ihren Bedürfnissen „abgelauscht“: Kein Unterricht, raus ins Leben, voneinander vernetzt lernen, eigene Ideen entwickeln, begleitet durch einen Coach, nicht unterrichtet durch einen Lehrer, nach Kenia reisen, die Partner dort kennenlernen etc.

Einsatz der Spendengelder als Forschungsfrage

Die Frage, wie die von den Schülerfirmen erwirtschafteten Gelder im Slum sinnvoll eingesetzt werden können, war seit Anfang an eine zentrale Forschungsfrage. Zuerst haben wir hauptsächlich langfristige Perspektiven erforscht, aber die konkrete Umsetzung an unseren Partnerschulen scheiterte, es gab Fehlschläge, weil die akuten Bedürfnisse andere sind: Zuallererst brauchen die Menschen schlicht etwas zu essen. Bspw. sind in Kenia vier Monate unterrichtsfrei, d. h., da fließen auch keine Schulgelder und es gibt auch keine Gehälter für die Lehrer. Hier läuft nun seit 2017 der Versuch, den LehrerInnen drei bis vier Mal im Jahr ein kleines Grundeinkommen zu bezahlen. Auch die Installation von Toiletten etc. hat sich gelohnt: Unsere Gelder wirken quasi homöopathisch auf die Selbstheilungskräfte der sozialen Organismen rings um „unsere“ Slumschulen.

Wir unterscheiden inzwischen vier verschiedene Elemente, die gleichermaßen bedient oder gestärkt werden müssen, um langfristig die Entwicklung von Wirtschaft in einer traumatisierten Gemeinschaft in Gang zu bringen: Wir müssen erstens helfen, die Lebensgrundlagen zu sichern, und zweitens langfristige Strukturen veranlagen. Letzteres sind bspw. Maker-Spaces, wie unsere neue Schulmöbelschreinerei, das Media-Lab an der Five Star und Bildungsmöglichkeiten für die Absolventen der Slumschulen in Kooperation mit NairoBits. Als drittes Element unterstützen wir besonders initiative Schulleiter in ihren Impulsen, die als Vorbilder gegen die aus dem Elend resultierende Lethargie wirken. Und viertens braucht es ein Gemeinschaftsbewusstsein im Slum, was in einer landesweiten Gemeinschaft von 43 Volksgruppen mit 43 verschiedenen Sprachen besonders wichtig ist, denn ursprünglich fühlten sich nur die Menschen einer Sprachgemeinschaft miteinander verbunden. Zwölf Slumschulen sind nun vernetzt, haben gemeinsame Meetings, arbeiten zusammen, lassen sich in Buchhaltung schulen, tauschen sich aus. Hier ist in den letzten Jahren ganz viel an Strukturarbeit und Vertrauensbildung geleistet worden – aber es war mit dem kleinen Team der Vergangenheit oft eine schier übermenschliche Arbeit.

Insofern ist es umso erfreulicher, dass wir jetzt eine so große Gemeinschaft engagierter Menschen mit vielfältigen Kompetenzen auf den unterschiedlichsten Bereichen sind!