Nach seiner zweijährigen Mitarbeit in der Schülerfirma Jamii an der Freien Waldorfschule Evinghausen unternahm Tom Silas Piecha mit fünf weiteren Nyendo-Schülern aus Prien am Chiemsee eine Projektreise nach Kenia. Dort besuchten sie ihre Partnerschulen in den Slums von Nairobi. In den folgenden Abschnitten seines Berichts teilt Tom mit uns diese einmalige Erfahrung sowie seine Eindrücke über seinen Aufenthalt in Kenia.
Ankunft im Slum
Die Fahrt in den Slum war sehr lang. Das Schlimmste war die Hitze in Sammys nicht klimatisiertem Auto. Wir saßen zu siebt in dem Auto, vollgeladen mit Gepäck und die Sonne schien auf das Autodach. Als wir im Slum ankamen, fielen uns als erstes die vielen Menschen auf. Überall waren Leute, manche verkauften Sachen, andere saßen an dem Straßenrand und weitere unterhielten sich einfach auf der Straße. Überall standen kleine Shops, alles war dreckig, baufällig und heruntergekommen und es roch sehr unangenehm.
Das Kangemi Youth Centre
Unterwegs im Slum
Als wir an der Kangemi Youth School ankamen, begrüßte uns der Schulleiter, Simiyu, sehr freundlich mit einem großen Strahlen im Gesicht. Ich war mit Emil bei Symiyu zuhause untergebracht. Die Wohnung war sehr klein, mit sehr kleinen Fenstern, durch die jedoch keine Helligkeit hereinkam, da die Nachbargebäude sehr hoch waren und das Licht verschluckten. Das einzige Licht war das elektrische, darauf war jedoch kein Verlass, da es in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder ausfiel. Dann blieb nur noch die Taschenlampe. Die Toilette war außerhalb, ich durfte anfangs nur dorthin, wenn mich jemand begleitete und vor der Tür auf mich wartete. Dasselbe galt beim Duschen. Der Raum und der Abfluss waren beim Duschen und beim Toilettengang dieselben. Fließendes Wasser gab es in der Wohnung nicht. Die Wohnung hatte ein Schlafzimmer für Simiyu und seine Frau, ein zweites Zimmer mit Hochbett für die beiden jüngeren Kindern, welches aber für Emil und mich geräumt wurde, und ein Wohnzimmer. Die Küche war eine kleine Nische im Wohnzimmer mit einer Kochplatte, ungefähr einen halben Quadratmeter groß. Das Bett hatte eine sehr dünne, durchgelegene Matratze und statt eines Lattenrostes gab es unter der Matratze nur ein Brett.
Gastfreundschaft im Slum
Die Nyendo-Schulen
Am nächsten Tag begann der erste der drei Tage, an denen wir uns die zwölf Nyendo-Schulen anguckten. Die Schulen waren alle sehr unterschiedlich, manche waren riesig, mit vielen Schülern, andere waren sehr klein. Einige waren bunt und sehr schön anzuschauen, andere dunkel und kahl. Da wir in den kenianischen Ferien die Schulen besuchten, waren nur wenig Schüler an den Schulen, was wir schade fanden. Die Anwesenden besuchten uns aber freudig und einige Schulen sangen uns Lieder oder sagten Gedichte auf.
In fast jeder Schule sollten wir mit Schülern und Lehrern Fotos vor den Gebäuden machen. Hierfür wurden wir vor die wichtigsten Hintergründe der Schule gebracht, wie z.B. schön bemalte, neue Toiletten.
Der Permakulturgarten der Five Star Academy
Mit den Schülern im Slum
Wir haben mit den Schülern von mehreren Schulen an der Kangemi Youth School Spiele gespielt. Das waren einerseits Spiele, die jeder kennt, wie Volleyball und Fußball, aber auch Kinderspiele aus Deutschland und Kenia. Einen Tag haben wir mit den Kindern deutsches Essen gekocht (Nudelsuppe und Salat mit frischem Gemüse).
An einem anderen Tag haben wir mit den Kindern und ein paar Lehrern Bücher gebunden. Wir haben für den Einband Pappe besorgt, die die Kinder bemalen konnten. Die Seiten waren aus einmal gefalteten DIN-A4-Blättern, die in der Mitte zusammengenäht wurden. Die Schüler und Lehrer waren sehr stolz auf ihre selbstgefertigten Bücher.
Als letztes haben wir noch ein Fußballturnier mit sechs Schulen organisiert. Die Stimmung war super und in jeder Pause konnten die Kinder Wasser mit Sirup trinken, worüber sich alle freuten.
Begegnungen beim gemeinsamen Spielen
Letzter Tag
Am allerletzten Morgen fuhren wir ein letztes Mal zur Kangemi Youth School, wo für uns gesungen und getanzt wurde. Es gab Cola und Fanta, Kekse und Luftschlangen. Jeder anwesende Lehrer musste eine Rede halten und wir sangen zum Schluss noch ein Lied für unsere kenianischen Freunde.
Toms Eindrücke über seine Projektreise
Im Rückblick hat mich abgesehen von der Landschaft besonders beeindruckt, wie die Menschen in solch einer Umgebung wie dem Slum mit so wenig über die Runden kommen können. Den Einsatz der Lehrer, um aus den Schulen für ihre Schüler eine sichere Oase mitten in Dreck und Elend zu machen, finde ich überaus bewundernswert. Für den liebevollen Empfang, der uns zuteilwurde, bin ich dankbar: Wir gehörten direkt einfach dazu und das Wenige, was es gab, wurde selbstverständlich mit uns geteilt. Die Menschen waren trotz ihrer Lage immer gut drauf und offen und freundlich. Diese Projektreise war eine super Erfahrung. Mir ist jetzt bewusst, wie gut es mir in meinem Leben geht und ich habe dort Freunde gefunden, zu denen ich gerne den Kontakt halten möchte, was dank Internet ja auch kein Problem ist. Auch in Zukunft will ich mich gerne weiter engagieren, um ihnen zu helfen, ihre Ziele zu verwirklichen und den Kindern im Slum Bildungsmöglichkeiten zu bieten.
Text und Fotos: Tom Piecha